Strahlentherapie oder auch Bestrahlung
Ich stellte mich also in der Janker Klinik in Bonn für die mögliche Bestrahlung vor. Ich wurde vom Arzt aufgeklärt, dass die Bestrahlung mit einer mittleren Dosis stattfinden wird und das eine der Nebenwirkungen ein zukünftiger Schaden meiner Schilddrüse durch die Strahlentherapie wahrscheinlich wäre, da die Schilddrüse auch im Bereich der Bestrahlung lag und das dann bei den meisten Patienten eintreten würde. Weiterhin sagten die Ärzte, dass es dafür dann Tabletten geben würde. Die Strahlentherapie und die damit verbundenen Nebenwirkungen hörten sich ehrlich gesagt nicht so dramatisch an. Die Ärzte ordneten zum Schluss noch ein CT der Brust (Thorax) an, um den exakten Bereich zu bestimmen der während der Therapie bestrahlt werden sollte. Ich war etwas erleichtert und verließ die Klinik mit einem guten Gefühl das mir die Bestrahlung der Brust gut tun würde und das ich auf einem guten Weg bin.
Bestrahlung ist in Deutschland bei Hodenkrebs eigentlich nicht im Behandlungs-Handbuch für Hodenkrebs vorgesehen, da der Krebs wohl nicht so gut auf die Strahlentherapie reagieren soll. Die Chemotherapie gilt in Deutschland als Behandlung Nr.1 bei Hodenkrebs, aber in den USA hingegen wird grundsätzlich bei Krebs häufiger bestrahlt als Therapie und das auch bei Hodenkrebs. Der Arzt vom Zentrum für die Strahlentherapie der Janker-Klinik hatte in den USA Erfahrungen dazu gesammelt.
Zu der Strahlentherapie gab es von den Ärzten unterschiedliche Meinungen. Die Uni-Klinik Bonn, bei der ich noch einmal zum Gespräch bei meinem damals behandelnden Arzt war, hielt davon gar nichts und riet mir und allen anderen Patienten von der Strahlentherapie ab bei Hodenkrebs und versuchte mich zu einer weiteren Hochdosis Chemotherapie in der Uni-Klinik zu überreden, da ich noch Stammzellen gelagert hätte für eine weitere Therapie dort.
Mein Onkologe hingegen war Pro-Bestrahlung und da ich ihm vertraute und auf keinen Fall eine weitere Chemotherapie mit ihren Nebenwirkungen gegen den Krebs machen wollte, entschied ich mich für die Strahlentherapie meiner Brust um auf Nummer sicher zu gehen bzgl. der Tötung des Rest-Hodenkrebs-Tumor.
Im Nachhinein war es vielleicht nicht so clever die Strahlentherapie als Behandlung zu wählen und ich hätte vielleicht direkt an eine Operation in einer guten Klinik denken sollen. Die Menschen bzw. die Patienten gehen allerdings gerne immer den leichteren Weg und außerdem hatte auch niemand die Option Brustkorb-Öffnung Operation und Entfernung des Tumor-Narbengewebes wirklich als sinnvolle Behandlung angeboten.
Tipp: Durch die Bestrahlung vernarbt das Gewebe. Dies macht eine Operation für den Arzt schwieriger wenn die bestrahlten Regionen im Bereich der Behandlung liegen. Aus diesem Grund sollte man sich gut überlegen zu welchem Zeitpunkt man die Bestrahlung der Krebszellen während der Therapie durchführt.
Strahlentherapie/Bestrahlung Nebenwirkungen
Die Bestrahlung war von der Therapie her nicht hart. Die anderen Patienten die mit mir dort waren sahen auch nicht stark mitgenommen aus. Somit gehe ich davon aus, dass auch bei ihnen die Nebenwirkungen der Bestrahlung sich in Grenzen hielten. Ich musste 3 Wochen jeden Wochentag zur Behandlung kommen und wurde 35min lang mit einem speziellen Gerät bestrahlt, welches genau den Hodenkrebs-Tumor treffen sollte. Das gesunde Gewebe welches ebenfalls im bestrahlten Gebiet lag wurde leider automatisch mit bestrahlt und hat natürlich dadurch auch unter der Strahlentherapie gelitten allerdings nicht so schlimm wie der Krebs es sollte. Für die Bestrahlung legte man sich auf eine Art Liege auf der man exakt eingestellt wird. Das Gerät welches die Therapie durchführt, hat zwei Köpfe/Arme die von oben und unten bestrahlen. Als Nebenwirkungen konnte ich von der Bestrahlung festhalten, dass die Haut an den Stellen leicht rot und empfindlich geworden ist und ich Schluck Beschwerden hatte da die Speiseröhre mit im Bereich der Bestrahlung lag. Weiterhin zog es an der bestrahlten Stelle in der Brust etwas. Aber das war alles gut auszuhalten und im Vergleich zur Chemotherapie von den Nebenwirkungen her ein Spaziergang. Ich stellte mir immer vor wie der Hodenkrebs in meiner Brust wegbrannte unter der Strahlentherapie und das half mir psychologisch sehr.
Von anderen Mitpatienten, die Lungenkrebs hatten, habe ich allerdings gehört das es auch eine Bestrahlung gibt die mega heftig seien soll. Die Patienten berichteten von sehr starken Nebenwirkungen, dass es Ihnen bei der Strahlentherapie richtig wehgetan hat an den bestrahlten Regionen und ihnen schlecht geworden ist bei der Behandlung. Deswegen kann ich schlecht einschätzen ob ich das einfach nur gut weggesteckt habe oder ob es an der Art und Weise war wie in der Klinik bestrahlt wurde.
Wie anfangs schon geschrieben ist eine der Nebenwirkungen der Bestrahlung, dass die Drüsen die im Bereich der Strahlentherapie liegen geschädigt werden und später nicht mehr so gut funktionieren.
Ich konnte auf jeden Fall selber mit dem Auto zur Bestrahlung anreisen und bin nach der Behandlung dann auch inzwischen wieder arbeiten gegangen.
Nach den 3 Wochen Strahlentherapie-Behandlung in der Janker-Klinik wollten die Ärzte dann erneut ein CT, um zu schauen was mit dem Gewebe in der Brust durch die Bestrahlung passiert war und es wurden erneut Tumormarker abgenommen. Das CT sah gut aus und der Tumormarker war durch die Bestrahlung im Gegensatz zur Hochdosis Chemotherapie noch einmal etwas gefallen und nun kurz vor dem Normbereich.
Leider hielt dieser niedrige Tumormarkerwert nicht lange an. Bei den nächsten Tumormarker Untersuchungen stieg er wieder an und das Ende der Behandlung gegen den Hodenkrebs war somit immer noch nicht erreicht. Mein Onkologe organisierte ein PET-CT der bestrahlten Brust in dem man lebende Tumorzellen bestimmen kann. Die Meinungen bzgl. PET-CT gehen auseinander. Das habe ich allerdings auch erst im Nachhinein erfahren. Manche Ärzte schwören darauf, andere sind der Meinung das normale CTs bei denen man Größenveränderungen feststellt Aussagekräftiger sind. Aber nun gut. Es konnte dann festgestellt werden, dass im Kern des Tumor-Narbengewebes in der Brust noch lebende Krebszellen sind. Somit hat die Strahlentherapie mit ihrer Bestrahlung leider nicht den gewünschten Dauererfolg gebracht und der Kampf gegen den Hodenkrebs ging weiter.
Nun war also die nächste Operation auf dem Plan. Der Brustkorb musste geöffnet und das Narbengewebe samt Hodenkrebs-Tumor entfernt werden. Die Suche nach einer guten Klinik ging los.